Der folgende Beitrag vom 28.08.2025 stammt ursprünglich von der Fanhilfe Münster und wurde uns zur Veröffentlichung auf unserer Seite freigegeben. Er zeigt beispielhaft, wie weitreichend polizeiliche Maßnahmen gegen Fans gehen können – auch dann, wenn keinerlei Gewalt- oder Konfliktpotenzial erkennbar ist.
Wir halten es für wichtig, solche Vorgänge öffentlich zu machen und zur Diskussion zu stellen.
Für viele Preußenfans ist das Spiel beim VfL Bochum kein Spiel wie jedes andere, sondern ein Besuch bei guten Freunden. Fans beider Vereine verbindet eine langjährige Freundschaft. Doch diese Vorfreude wurde einigen Preußenfans genommen. Die Polizei wollte ihnen verbieten, am Spieltag nach Bochum zu reisen. Denn das Spiel sei ein „Spiel mit erhöhtem Sicherheitsrisiko“ und ihr Besuch in Bochum eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit.
Die Polizei Bochum verschickte dazu Anhörungsschreiben an acht Preußenfans und teilte ihnen mit, dass Bereichsbetretungsverbote gegen sie verhängt werden sollen. Als Fanhilfe vermittelten wir den Betroffenen anwaltliche Hilfe. Auch der SC Preußen Münster und der VfL Bochum zeigten sich verwundert über die Maßnahmen und wirkten auf die Polizeibehörden ein.
Die Einstufung ist absurd und entbehrt jeglicher Grundlage: Die Freundschaft zwischen Fans beider Vereine reicht Jahrzehnte zurück. Bei nahezu jedem Spiel besuchen sich Fans beider Vereine, gut sichtbar durch Schals und Fahnen in blau-weiß oder schwarz-weiß-grün. Zeitungen berichteten bereits mehrfach über die Kontakte. Wer auf die Fankurven schaut, kann die Freundschaft nicht übersehen. Die Spiele gegeneinander verliefen stets friedlich und freundschaftlich.
Trotzdem wäre es wohl bei der Einstufung als „Spiel mit erhöhtem Sicherheitsrisiko“ geblieben, wenn sich die beiden Vereine nicht eingeschaltet hätten. Dann wären Betretungsverbote verhängt und den Preußenfans der Besuch bei Freunden verboten worden. Letztlich teilte die Polizei Bochum den Betroffenen kryptisch mit, es sei zu einer „Neubewertung der Sicherheitsrisikostufe“ gekommen, deshalb sehe sie von den Betretungsverboten ab.
„Trotz riesigen Personalaufwands und umfangreicher Überwachung der Fanszenen übersieht die Polizei eine Fanfreundschaft, die ansonsten jedem bekannt ist – und möchte Preußenfans deswegen einen Besuch bei Freunden verbieten“ kritisiert ein Sprecher der Fanhilfe Münster. „Die Vorgänge veranschaulichen zwei Probleme: Zum einen erscheinen die Sicherheitseinstufungen der Polizei oft realitätsfern bis willkürlich. Dabei wirken sie sich erheblich aus, verursachen etwa Personalaufwand bei der Polizei und Repressionen gegen Fans. Zum anderen reicht der Polizei schon ein Ermittlungsverfahren und die Sicherheitseinstufung aus, um Fans den Spieltag zu verbieten. Dieses Erlassen von Betretungsverboten nach dem Gießkannenprinzip muss aufhören!“
Die Vorgänge bedürfen der Aufklärung. Es bleibt offen, wie die Polizei zu ihrer absurden Einstufung kam. Es bleibt offen, wie die Polizeien generell Sicherheitseinstufungen vornehmen und auf welche Kriterien und Erkenntnisse sie sich dabei stützen. Die SPD-Landtagsfraktion hat dazu heute eine Anfrage an die Landesregierung auf den Weg gebracht, um diese Fragen aufzuklären. Wir werden über den Fortgang informieren und wünschen allen Fans einen entspannten Spieltag.